freitag 2070.06.15

Lieber Leserinnen und Leser,

Heute war ich mit meiner Frau mal wieder in Richtung Wilhelminenberg unterwegs. Da uns der Anstieg mittlerweile etwas zu steil ist, haben wir ausnahmsweise eines der frei zugänglichen, selbstfahrenden Elektrogolfcarts (beste Erfindung der letzten 5 Jahre!) benutzt, um auf die Höhe des Schlosses (welches übrigens noch genauso gut gepflegt ist wie vor 50 Jahren) zu kommen.
Wir setzten uns an die Stelle ins Gras, an der wir vor Jahrzehnten unser erstes Date hatten und genossen den Ausblick über die Stadt. Das einst von der gebauten Struktur dominierte Gefüge erkennt man gar nicht mehr, stattdessen erblickt man das Geflecht aus Grünnetzen und -korridoren, für welches Wien in den letzten Jahren hart gearbeitet hat, und weltweit bekannt geworden ist. „Damals haben sie uns alle für verrückt gehalten...“ erzähle ich meiner Frau, welche darauf hin antwortet: „Naja es war ja schon ein großes Trara, nur weil sie ein paar weniger Autos im Ersten haben wollten, da wunderts mich nicht.“ 

dienstag 2070.06.23

Liebe Leserinnen und Leser,

Ein Hoch auf Wien! Soeben las ich in den Nachrichten über die Überhitzungsprobleme der Großstädte weltweit. Berlin, Tokyo, Barcelona und Co. haben alle mit den heißeren Sommern zu kämpfen. Unseren PolitikerInnen und PlanerInnen war dieses Problem zum Glück schon früh bewusst und man hat bereits vor Jahrzehnten begonnen Maßnahmen dagegen vorzunehmen. Durch die stetige Zunahme der Hitzetage und die Prognosen, dass es ab 2070 im Durchschnitt 42 Hitzetage pro Jahr geben soll und die unaushaltbaren Temperaturen im Sommer in den zugepflasterten Bereichen, wurde auch die Bevölkerung darauf aufmerksam, dass endlich aktiv etwas dagegen gemacht werden muss. Der Entschluss, Wien komplett umzukrempeln und auf die unnötigen Straßenflächen zu verzichten, um mehr Platz für Freiflächen und Grünflächen zu haben, war eine revolutionäre Entscheidung.

Platz für Wien eben. Platz für Grün. Platz für Leben.
Den heutigen sonnigen Dienstag verbrachten meine Gattin und ich auf der Kärntnerstraße. Obwohl uns die Gärten auf unserer Dachterrasse bzw. im Zwischengeschoß mit allen möglichen Lebensmitteln des täglichen Bedarfs versorgen, lässt man sich das Shoppen ab und zu doch nicht nehmen. Manche Dinge bleiben eben immer gleich. Was nicht gleichgeblieben ist, ist zum Beispiel die Gestaltung unserer Straßen. Den brennheißen Asphalt, auf dem man ab 30°C Spiegeleier braten konnte, gibt es nicht mehr. Auch die Kärntnerstraße wurde von diesen Veränderungen nicht verschont. Glücklicherweise. 

2070.06.29

Liebe Leserinnen und Leser,

Wir wohnen nun schon seit knapp 40 Jahren in unserer Wohnung in Favoriten. Früher waren hier die meisten Hitzeinseln und das Leben war im Sommer sehr mühsam. Beim Spazierengehen am Neue-Donaukanal merkt man heute gar nichts mehr davon. Wasser als das beste Kühlmedium schlechthin trägt zu einem angenehmen Mikroklima in unserem Grätzel bei, und das auch im Hochsommer. Auch die Wohnungsnahe Bademöglichkeit nutzen meine Frau und ich regelmäßig. Anfangs war es schon eine radikale Umstellung – von Straßen auf Wasser, aber die richtige Entscheidung. Die neuen Flüsse wurden sowohl von der Bevölkerung als auch von der Tierwelt sehr begrüßt und waren dringend notwendig.
Unser asiatischer Mitbewohner, welcher das jüngste Mitglied unserer vier Personen WG ist, wurde vor allem von der Lebensqualität hier in Wien angezogen. Er studiert Zukunftsplanung, eine Mischung aus Visioneering und Raumplanung, und will damit weiterhin aktiv für eine positive Zukunft auf der ganzen Welt beitragen. Denn auch wenn es uns jetzt gut geht, dürfen wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen.
Gegen Abend gehen wir alle gemeinsam auf eine der Dschungelterrassen, um ein neueröffnetes Restaurant, von dem wir schon viel gehört haben, zu testen. Es gibt Insektenspezialitäten. Erzählt uns gerne von euren Erfahrungen mit den Krabbeltieren in den Kommentaren.
Euer Lukas, bis dann!